Von den Symptomen her kann das von außen betrachtet durchaus auch einer Depression ähneln, nur ist es doch ein gänzlich anderes Phänomen mit durchaus sehr neuen und ungewöhnlichen Symptomen für den, der es erfährt. Die Dunkle Nacht der Seele, als Phänomen letztendlicher Läuterung, tritt nur in Zusammenhang mit Transzendenzerfahrungen auf, wenn Transzendenzerfahrungen stattgefunden haben, also tiefgreifende Transformationen. Wenn also Erkenntnisse gemacht wurden, die so tiefgreifend waren, dass ein Prozess in Gang gebracht wird, der die gesamte Egostruktur dahinschmelzen und letztendlich sich im großen Ganzen auflösen lässt, hineingehen und übergehen lässt in das große Ganze. Bei einer Depression ist es sicherlich so, dass auch die Depression genutzt werden kann, um Heilung zu vollziehen. Um abgespaltene Selbstanteile zu integrieren und dann wieder in ein Ganzes zu überführen. Das ist sehr hilfreich und nützlich für ein besseres Leben. Nur ist es in dem Fall dann nicht so, dass Transzendenzerfahrungen vorher vorhanden waren. Depression entsteht letztendlich aus unterdrückten Gefühlen und die werden sich früher oder später melden, wenn sie ein Leben lang unterdrückt werden. In Form von Krankheiten oder Unfällen, wie auch immer. Und dann besteht natürlich die Möglichkeit sie mit therapeutischen Mitteln zu heilen. Es ist aber ein anderer Prozess, als der, der stattfindet in der Dunklen Nacht der Seele, wenn eine Transzendenzerfahrung vorher geschieht. Dieses Eintauchen in das reine Gewahrsein, in das, was ich wirklich bin, von meiner Natur her, veranlasst, dass dieser Prozess losgeht. Dass alle Schattenanteile nun letztendlich in dieses Licht des Gewahrseins eingetaucht werden wollen, weil vor dieser Einheit, zu der ich dann letztendlich hinstrebe, die ich ja auch jetzt schon bin, die ich aber noch nicht erfahre, nichts zurückbleiben kann. Deshalb zeigen sich diese Anteile, besonders wenn Transzendenzerfahrungen gemacht werden. Es ist dann eine Basis in mir da, die, wie nicht von dieser Welt, alles halten und bezeugen kann, was in mir auftaucht.
Dass nichts zurückbleiben kann, ist das, was so aufregend ist. Normalerweise erleben wir uns, wie wir im Alltag eine Vielzahl von Gefühlen und Erinnerungen und Empfindungen so ein bisschen unter Kontrolle halten. Wir sind nicht immer ganz da, wir sind nicht immer voll bei der Sache. Wir konzentrieren uns auf das, was wir tun und versuchen unsere Sachen gut zu machen. Und wenn uns da bestimmte Erinnerungen, Gedanken oder Gefühle hineinkommen, dann schieben wir die innerlich so ein bisschen weg.
Mit dem Erwachen entsteht eine Situation, wo es uns möglich ist all diese Geschehnisse zuzulassen. Alle Gefühle, alle Gedanken oder Empfindungen, die jeweils in einer Situation auftauchen, dürfen komplett da sein. Wobei man das jetzt nicht verwechseln darf mit einer Situation in der man z.B. regrediert.
Das Auftauchen der ganzen Gefühle nach dem Erwachen, im Sinne einer Dunklen Nacht der Seele, lässt sich nicht vergleichen mit einer Depression, in die man hineinstürzt. In einer Regression fühlt man sich wie ein Kind und handelt auch danach. Das ist nach dem Erwachen komplett ausgeschlossen. Nach dem Erwachen bleibt immer, unter allen Umständen, das Reine Gewahrsein erhalten, der Stille Zeuge als Beobachter, als das, was ich wirklich bin. Und dieses Meer an Gefühlen, was einen manchmal so überschwemmt, ist dann einfach nur so eine Sensation, die durchlebt wird, die wahrgenommen wird, die wieder verschwindet. Deshalb darf man die Dunkle Nacht der Seele, die nach dem Erwachen erfahren wird, nicht verwechseln mit einer Regression oder mit einer Depression oder mit anderen Zuständen, die man hat, wenn man zu lange oder zu oft seine primären Gefühle unterdrückt. Weil diese Gefühle dann hochbrechen, sich mit Gewalt Luft verschaffen und dann natürlich bearbeitet werden müssen.
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Ludmilla & Roland // Netzwerk-Erleuchtung Berlin