Die Wichtigkeit der Absichtslosigkeit ist abhängig von dem jeweiligen Moment. Wenn es dir um Erwachen geht, wenn du z. B. in einen Satsang gehst, ist deine innere Haltung nicht ohne Bedeutung. Um das Absolute zu „erfahren“ (es ist ja nicht wirklich erfahrbar für sich allein), also um Erwachen zu ermöglichen oder eine Öffnung zu schaffen, dafür ist die Absichtslosigkeit in jedem Moment und besonders auch der Kontrast von absichtsvoll und absichtslos eine wirkungsvolle Praxis.
Wenn du im Gegensatz dazu gerade mit Themen arbeitest, die in dir auftauchen, die du klären möchtest, ist es gut, eine Absicht zu haben, denn du verfolgst natürlich die Absicht von Heilung und Ganzwerdung, und da ist diese Absicht natürlich wichtig. Themen, die du für dich lösen willst, solltest du nicht zu früh loslassen, sondern, letztendlich lassen sie dich los, sobald du sie ganzheitlich erfasst und verstanden hast. Ganzheitlich heißt, körperlich, emotional und mental. Dann erst lösen sie sich von dir, dann erst geschieht Loslassen. Das Thema gibt dich frei.
Aber wenn du z.B. in einen Satsang gehst, sollte es deine Praxis sein, loszulassen und dort in Absichtslosigkeit zu verweilen. Absichtslosigkeit heißt kein Ziel zu verfolgen und keine Erwartung zu haben, und das ist nicht ganz einfach, denn jeder spirituelle Sucher möchte Erwachen und Erleuchtung. Und wenn man in einen Satsang geht, möchte man natürlich irgendetwas erreichen. Manchmal will man ein bisschen Stille erreichen, oder man genießt das Zusammensein mit den anderen Menschen. Oder man freut sich einfach über das Dasein des Lehrers, und das Zusammensein mit dem Lehrer. Tief in unserem Inneren spüren wir ständig unsere Erwartung, unsere Ziele und unsere Absicht. Wenn wir meditieren ist es gut, absichtslos zu sein. Wenn wir Kontemplation machen, ist es gut absichtslos zu sein, oder wenn wir einfach dasitzen, stillsitzen, die Augen schließen und uns nach innen sinken lassen, dann ist es gut einfach absichtslos zu sein. Mit der Absichtslosigkeit etablieren wir in uns die Chance, dieses Tor zum Absoluten zu durchschreiten. Wir wechseln von unserer individuellen, persönlichen Existenz hinüber in einen Zustand, der unvergänglichen, ewigen Existenz. Wir wechseln den Raum und an der Schwelle, an dieser Tür steht die Absichtslosigkeit. Denn jede Absicht, jeder Wunsch, jedes Ansinnen, jedes Ziel zieht uns wieder zurück in die Welt der relativen Erscheinungsformen. Es geht sogar noch weiter. Es erzeugt die Welt der relativen Erscheinungsformen. Wir können sagen, die ganz Schöpfung ist aus einer Absicht Gottes entstanden. Wenn wir Gott als die unendliche Schöpferkraft sehen, dann ist da eine unendliche Intelligenz dahinter, die eine Absicht verfolgt hat, und so ist die Schöpfung entstanden, und wie im Großen so auch im Kleinen. Wenn wir in diesen Zustand der vollkommenen Stille zurückkehren wollen, in diesen Zustand des absoluten Seins oder auch reinen Gewahrseins, dann geht das nur über die Absichtslosigkeit im jeweiligen Moment. Jede geistige Aktivität, jeder Wunsch, jedes Gefühl, jede innere Aktivität, die auf ein Ziel ausgerichtet ist, erschafft wieder neue Formen, neue Gedanken, neue Ideen, neue Schöpfung, neue Aktivität und hält uns gefangen. Die Welt anzuhalten geschieht in der Absichtslosigkeit, wir halten den Schöpfungsprozess an. Das Tun im Nicht-Tun bedeutet, dass alles Handeln aus der Absichtslosigkeit heraus erfolgt. Das was wir das SELBST nennen, das, was wir selbst wirklich sind, ist identisch mit dem Bereich der Existenz, den wir als das absolute Sein bezeichnen. Das absolute Sein ist unser SELBST und fest gegründet in diesem SELBST, in diesem absoluten Sein, handeln wir. In dem Sinne handeln wir aus dem Nicht-Handeln. Wir tun aus dem Nicht-Tun. Wir beabsichtigen aus der Absichtslosigkeit. Je mehr es uns gelingt absichtslos im Satsang zu sein, absichtslos zu meditieren, absichtslos zu handeln, in jedem Moment, um so mehr gründen wir uns in unserem wahren Selbst.
Und eine ganz einfache Übung ist es, die Augen zu schließen, absichtslos und einfach das wahrzunehmen was da ist - jetzt - ohne Ziel, ohne jede Absicht, und im idealen Zustand ist das so etwas wie Hingabe, vollkommenes Loslassen einer jeden Absicht, Hingabe. Hingabe hat auch keine Absicht. Das steckt im Wort Hingabe schon drin. Und wenn man gefestigt ist in diesem Selbst, in diesem Zustand der Absichtslosigkeit, dann erscheint das eigene Handeln nicht als Absicht. Das eigene Handeln erscheint als eine Schöpfung, die einfach geschieht. Überhaupt erscheint alles als wenn es nur geschieht. Aus der Absichtslosigkeit heraus erscheint alles als wenn es einfach nur geschieht. Erst wenn man sich selbst mit Wünschen und Zielen verliert in der relativen Welt, verstrickt man sich in dieser Welt der Maya, in dieser Welt der Formen und Erscheinungen und glaubt vielleicht sogar nach einiger Zeit, dass man darin verstrickt ist und gefangen ist und als Person gewohnheitsmäßig tätig ist. In Wirklichkeit ist da niemand tätig. Im reinen Gewahrsein ist immer Stille. In der Absichtslosigkeit ist immer Nicht-Tun, und was dann geschieht, das geschieht einfach.
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