Die tiefe und klare Erfahrung des Wegfallens des Egos oder dieses klare Schauen, dass es kein getrenntes Ich gibt, führt in den meisten Fällen zu einer sehr dramatischen Lebensänderung. Wenn du dich vorher über dein Ich mit Allem identifizieren konntest und viele Hobbies hattest und viele Freunde und einen ansprechenden Job, in dem du Geld verdienen konntest, dann ist natürlich die Erfahrung, dass da kein getrenntes Ich existiert, so als würde dir der Boden unter den Füßen weggezogen werden. Denn alle diese Tätigkeiten, die man machen muss, um Freundschaften zu pflegen, oder einem Beruf nachzugehen, oder um überhaupt in unserer Gesellschaft und Kultur vernünftig zu existieren, brauchen diese Ich-Strukturen. Und wenn du jetzt ganz deutlich erfährst, dass dieses Ich in Wirklichkeit nicht existiert und das auch über einen längeren Zeitraum ganz intensiv erlebst, dann kehrt dieser Glaube an das Ich nicht wieder in derselben Form zurück, wie das vorher im Zustand der Unwissenheit war. Denn nur im Zustand der Unwissenheit ist es möglich richtig an das zu glauben, was man sieht und erzählt bekommt, was man erlebt und erfährt. Aber wenn man ganz deutlich erfahren hat, dass dieses Ich nicht existiert, bricht im Grunde genommen die Welt zusammen. Und die große Frage ist dann, wie lebe ich damit weiter?

Zuerst einmal können wir versichern, dass man gut damit weiterleben kann. Nur geht das nicht ohne einen Prozess der Anpassung und Integration. Wir nennen diese Phase der Integration Prozessarbeit, und die ist manchmal nicht ganz einfach.

Du musst dein ganzes Weltbild umbauen bzw. loslassen. Wenn dein ganzes Weltbild bisher auf deiner begrenzten Ich-Vorstellung beruht hat, dann beruht es jetzt worauf? Was ist dann neu? Dieses Neue, was da erfahren wurde und was jetzt da ist, was vielleicht auch erkannt wird als das, was immer und ewig schon da war, nur dass es verborgen war wie hinter einem Schleier vor deiner Wahrnehmung. Dieses, was jetzt neu da ist, was du neu bist, nicht mehr als begrenztes Ich, das muss sich natürlich erstmal als Grundlage für dein Leben äußern dürfen. Und genau wie die normale Sozialisation Jahre dauert, bis das Ich eine feste Grundlage für das Leben geworden ist, kann es durchaus auch eine gewisse Zeit dauern bis alle Aspekte des Lebens einmal neu durchlebt worden sind. Dazu gehören Freundschaften, dazu gehören Beziehungen, finanzielle Dinge, dein Beruf, Sexualität und dein Verhältnis zu deinem eigenen Körper. Alles muss Schritt für Schritt neu durchlebt werden und es ist gut, das tatsächlich als deine neue Aufgabe anzusehen. Das Schöne ist, dafür brauchst du gar keine Motivation, weil das sowieso geschieht. Du musst das sowieso machen. Wenn du nicht willst, dass die Identifikation mit dem begrenzten Ich zurückkehrt und die Führung wieder übernimmt, bleibt dir gar nichts anderes übrig, als eine andere Art von Lebensstil kennenzulernen und zu entwickeln. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Wir nennen das Prozessarbeit, den Post-Erwachens-Prozess, und das betrifft wirklich viele Menschen.

Und es geht darum diese Erkenntnis des ungetrennten Seins in jeder Zelle in dir zu verwirklichen. Es geht darum, alles, was noch an das alte Bild glaubt, in dein Bewusstsein zu bringen und es in dem neuen Lichte des Gewahrseins zu transformieren. Alle Dinge und Situationen, in denen du noch vorherrschend an das getrennte Ich glaubst, die werden in dir sichtbar werden, weil du sie jetzt zu durchschauen hast in ihrer Leerheit, in ihrer nicht wahrhaftigen Existenz. Das ist die Aufgabe.

Vielleicht kannst du das als eine Ermutigung begreifen, dass es ganz normal ist, dass die Erkenntnisse, die du machst, in jeder Zelle letztendlich verwirklicht werden müssen. Und das dauert eine Weile. Du musst jeden Bereich mitnehmen. Zunächst die persönlichen Schichten: den mentalen Bereich, den emotionalen Bereich und den körperlichen Bereich. Und da Innen nicht getrennt ist vom Außen, gilt das natürlich auch für das, was sich dir spiegelt, was du siehst, was du wahrnimmst. All das will letztendlich in seiner Leerheit von dir erfasst werden. Und du merkst das immer dann, wenn dein wahres Selbst im Alltag wieder überdeckt ist, wenn es scheinbar von dir gegangen ist, wenn du dich wieder verloren und verstrickt hast, dann weißt du, dich hat etwas am Wickel, was deiner reinen Aufmerksamkeit bedarf. Die reine Aufmerksamkeit, die als formlose Präsenz dein Nicht-Selbst durchdringt und die Anhaftung und deinen Glauben daran auflöst.

Hier findest du zum Thema einen Videobeitrag. Klicke auf das Bild und abonniere unseren Youtube Kanal: