Bei erwachenden Menschen tritt oftmals folgende Situation auf:

Es hat ein Erwachen stattgefunden und die gewohnte Motivation, Dinge zu tun verschwindet. Bestimmte Dinge, die du früher geliebt hast zu tun, sind jetzt eher unbedeutend, es ist keine Begeisterung mehr da. Die Motivation ist weg.

Die Motivation, die uns bisher veranlasst hat etwas zu tun, war gewohnheitsgemäß hauptsächlich die Motivation des Egos aus der begrenzten Sicht heraus. Mit dem Erwachen jedoch schwindet der Griff des Egos, da wir erkennen wer oder was wir wirklich sind. Die Identifikation mit der Begrenztheit löst sich und damit auch der Griff des Egos. Die auf der Begrenzung basierte Motivation Dinge zu tun, schwindet also. Und das ist sehr ungewohnt, weil das Ego, je nach individueller Ausprägung vor dem Erwachen mehr oder weniger stark in die eigene Lebensführung hineingesprochen hat. Und darauf hat man sich natürlich verlassen. Das ist ein Prinzip unserer Kultur. Du hast eine persönliche Vorstellung von dir, du weißt was du willst, du weißt was du zu tun hast und verfolgst deine Ziele und Pläne. Das ist unsere Kultur. Und ja, wir kennen das sehr gut dieses Phänomen, dass die Identifikation mit dem Ego mehr oder weniger vollständig verschwindet, oder auch ganz verschwindet und dann natürlich dieser Antrieb vollkommen verloren geht. Ein sehr bekanntes Phänomen.

Das ist ganz normal, weil du das Leben bisher nur in dieser Art gelebt hast, dass es aus der Begrenztheit motiviert war und herkömmliche Begeisterung ist etwas, was aus dem Ego, aus dieser Begrenztheit kommt, nicht aus dem realisierten, wahren Selbst. Aber solange wir identifiziert sind mit diesem Ego, mit dieser Begrenztheit, mit dieser begrenzten Person, solange ziehen wir die Motivation und Begeisterung eben aus dieser Begrenztheit heraus. Und daran ist nichts schlecht. Es bringt Bewegung und Entwicklung hervor. Der wahrhaftige Teil dieses begrenzten Seins, des Egos führt und drängt uns geradezu hin zu unserem wahren Selbst.

Doch wenn wir dann zu unserem wahren Selbst erwachen und diese Begrenztheit uns um die Ohren fliegt und sich verliert, ist das erstmal sehr ungewohnt. Wir müssen uns daran gewöhnen und „lernen“ von wo jetzt unsere Impulse kommen, Dinge zu tun. Wir müssen in uns horchen und spüren und das, was wir dann als Impuls wahrnehmen, als unsere neue Wahrheit anerkennen und darauf vertrauen lernen. Intuition ist der neue Weg.

Unser Handeln geht dann einher mit einem Gefühl von Schlüssigkeit, Leichtigkeit und Klarheit. Tiefe Freude bewegt uns, Dinge zu tun. Die Dinge, die gemacht werden müssen, machen wir einfach, es fällt uns leicht, es ist unmittelbar klar, dass sie gemacht werden müssen. Und die Dinge, die wir nur deshalb gemacht haben, um in der Gesellschaft zum Beispiel einen guten Eindruck zu hinterlassen, die lassen wir bleiben. Alles, was nicht stimmig ist für uns selbst, lassen wir, aber nicht in dem Sinne, dass wir mühselig die Vor- und Nachteile überdenken und abwägen, sondern aus einer Intuition heraus wissend, dass es nicht stimmig ist. Da vergeht keine Zeit. Es ist unmittelbares Wissen. Sein. Und es braucht manchmal eine Weile, bis wir darin Vertrauen haben. Bei dem einen länger, bei dem anderen weniger lang.

Was nach einer tiefen Erwachenserfahrung ebenfalls geschieht, ist, dass vermehrt Gefühle auftauchen. Erinnerungen werden wach, weil die Abwehrmechanismen des Egos mit dem Erwachen verschwinden. Assoziationen häufen sich und rufen alte Erinnerungen auf den Plan, die meist mit bestimmten Gefühlen verknüpft sind. Das alles dient der Integration der Erwachenserfahrung, und es ist ein mächtiger Läuterungs- und Klärungsprozess, wenn man sich ihm stellt.

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