Freiheit ist kein fernes Ziel, das du nach jahrelanger Suche erreichen musst. Sie ist kein Schatz, den du erst nach mühsamem Graben findest. Freiheit ist immer schon da – verborgen nur durch die Identifikation mit dem „Ich“. Dieses Ich ist nicht falsch oder böse, es ist schlicht begrenzt. Es nimmt dich als eine Person wahr, getrennt von allem anderen, und damit engt es dich ein. Solange du diesem Ich glaubst, bleibt dein Leben in einem engen Fahrwasser. Und doch kann im nächsten Augenblick alles durchbrochen werden – ohne Vorwarnung, ohne Anstrengung. Du kannst in die Stille fallen und erkennen, was immer schon da war.
Oft geschieht dies nicht über Nacht, sondern durch eine Erfahrung, die dich wie süßer Honig schmecken lässt, was jenseits des Ichs möglich ist. Hast du einmal die Weite, die bedingungslose Liebe oder die unendliche Stille berührt, verliert das kleine Ich seinen Reiz. So wie Zucker nach einem Löffel Honig fade wirkt, verliert auch die Identifikation an Bedeutung, wenn du etwas Größeres erlebt hast. Doch solange es keine Alternative gibt, hältst du dich am Ich fest, aus Angst vor Minderwertigkeit, Nutzlosigkeit oder Unsichtbarkeit. Erst wenn du das Größere wirklich erfährst, kannst du dich freiwillig lösen.
Viele Menschen beginnen ihre Reise durch das Hören von Geschichten, durch Bücher, durch die Begegnung mit Lehrern. Sie probieren unterschiedliche Wege aus, vergleichen, ordnen ein. Manchmal verlieren sie sich in Konzepten, in Worten von Meistern, die ihren eigenen Zustand beschreiben. Doch die Wahrheit eines anderen kann nie deine Wahrheit sein. Wenn du hörst, dass ein Lehrer von Nondualität spricht, entsteht schnell die Vorstellung, du müsstest die Dualität beseitigen. Hörst du, dass er kein Ich mehr kennt, versuchst du vielleicht dein Ego zu vernichten. Aber all das sind Gedanken, die dich noch weiter in die Suche verstricken.
Das Entscheidende ist, dass du deiner eigenen Erfahrung folgst. Vielleicht war es bei dir eine Meditation, eine tiefe Begegnung oder ein Moment von Liebe, der dich aufrüttelte. Vielleicht war es die plötzliche Erkenntnis, dass das Ich nicht das Ganze ist. Was immer es war – dort liegt dein Schlüssel. Wenn du dieser Erfahrung treu bleibst, öffnet sich ein Weg, der ganz natürlich weitergeht. Dann ist es nicht mehr bloß Theorie, sondern lebendige Wirklichkeit.
Natürlich bedeutet das nicht, dass Begleitung nicht wertvoll sein kann. Gerade wenn du auf dem Weg bist, können Hinweise von außen sehr hilfreich sein, um dich nicht in Konzepten oder spirituellen Irrwegen zu verlieren. Aber entscheidend bleibt, dass du das, was du erfährst, im Alltag verwirklichst – und nicht überspringst, um gleich bei der höchsten Wahrheit anzukommen. Jeder Schritt ist gültig, weil er dein Schritt ist.
Und so beginnt wahre Freiheit genau in dem Moment, in dem du aufhörst, nach ihr zu suchen. Nicht, weil die Suche schlecht wäre, sondern weil sie dich immer in die Zukunft verweist. Freiheit aber ist nicht morgen, nicht nach dem nächsten Retreat, nicht nach zehn Jahren Praxis – sie ist jetzt. Du kannst sie nicht machen, du kannst sie nicht erzwingen. Du kannst nur erkennen, dass sie schon da ist.
Wenn du suchst, machst du Freiheit zu einem Objekt, das du noch nicht hast. Du stellst dich selbst in die Position des Suchenden und verfestigst damit das Ich, das du eigentlich durchschauen möchtest. Doch sobald die Suche aufhört, bleibt nur das, was immer schon ist – dein Sein, unbegrenzt, frei, vollständig.
Viele Traditionen haben das in unterschiedlichen Worten ausgedrückt. Aber alle weisen auf dasselbe: dass du das, was du suchst, längst bist. Jeder Meister, jede Anweisung, jede Meditation kann nur ein Hinweis sein. Sie sind nie eine Anleitung für dein tägliches Leben, nie eine endgültige Wahrheit. Sie dienen nur dazu, dich im jeweiligen Moment in Berührung zu bringen mit dem, was du bist. Danach musst du loslassen, weitergehen, leben.
Und genau darin liegt die eigentliche Schönheit: Du selbst bist dein eigener Guru. Kein Meister kann dir dauerhaft geben, was du nicht in dir selbst findest. Lehrer können dich begleiten, aber die letzte Autorität liegt in dir. Dein Inneres weist dir den Weg, wenn du still wirst und deiner Erfahrung vertraust.
Am Ende ist da nichts Kompliziertes, nichts zu erreichen. Es geht nicht darum, das Ich zu zerstören oder die Welt zu verneinen. Es geht darum zu erkennen, dass das, was du suchst, dich nie verlassen hat. Es war nur überschattet von Vorstellungen, Glaubenssätzen und Gewohnheiten. Wenn du dich dem hingibst, was größer ist als das Ich, geschieht alles ganz von selbst.
Freiheit ist kein Ziel, sondern deine Natur. Sie beginnt in dem Augenblick, in dem du aufhörst, sie irgendwo da draußen zu suchen.
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