Schmerzlich erfahren wir nach dem Erwachenserlebnis oder einer tiefen Transzendenzerfahrung, dass unsere Welt- und Selbstwahrnehmung sich derart geändert hat, dass wir mit unseren alten Bekannten und der alten Welt nicht mehr viel anfangen können. Und manchmal kommen wir uns dann einsam vor, weil wir noch keine Neuorientierung vorgenommen haben und noch keine Idee haben, wie das weitergehen soll.

Und diese Gefühle sind ganz normal und auch schlüssig. Wenn wir so eine tiefgreifende Erfahrung machen, die wir vielleicht bis dahin noch nicht so oft gemacht haben oder jetzt zum allerersten Mal, dann gehört es dazu, um die Erfahrung integrieren zu können, dass wir uns in irgendeiner Weise daran anhaften. Gar nicht in dem Sinne, dass wir jetzt verbissen darangehen, aber in gewisser Weise ist es so, dass wir, um das zu vertiefen, uns fast nur noch mit dieser Erfahrung beschäftigen. Dass wir am liebsten nur noch darüber sprechen wollen, und uns mit anderen Menschen, die das auch erfahren haben, darüber austauschen wollen. Damit wir sozusagen eine Vertiefung auch auf dieser Ebene der Kommunikation in uns bewirken können. Und daher sucht man sich dann lieber Menschen, mit denen man sich darüber austauschen kann und andere Bekannte verlassen dann eher den Kreis. Das ist bei den meisten ein ganz bekanntes Phänomen, dass eben alte Freunde sich verabschieden, und neue dazu kommen. Und das gehört zu dem Vertiefungsprozess dazu.

Was man auch feststellen kann ist, dass dieser große Freundeskreis, den man früher hatte, gar nicht mehr bedient werden kann. Dass man das Gefühl hat, zwei oder drei intensive Freunde reichen einem völlig aus. Und die zehn oder zwölf Freunde, je nachdem wie groß die Clique war, empfindet man vielleicht als Überforderung. Und wieder aus diesem Grund, dass so ein Gefühl von Oberflächlichkeit da ist, und diese Oberflächlichkeit einen nicht wirklich befriedigt, nicht wirklich mit einem schwingt, einen nicht mehr so richtig in Resonanz versetzt, weil die eigene Tiefe davon nicht mehr wirklich berührt wird. Das scheint eher über einen hinwegzuströmen. Die Kommunikation, die Inhalte der Unterhaltung, die Bemühungen der Freunde und der Familie, emotional Kontakt mit einem aufzunehmen.

Es werden vielleicht auch innere Knöpfe gedrückt, Auslöser, Trigger, die gar nicht mehr funktionieren, die früher aber sehr gut funktioniert haben, die die Grundlage für die Freundschaft waren. Alte reflexartige Verhaltensweisen, alte Vorlieben und Abneigungen, das, was alles so in einer Freundschaft bekannt ist und auf dem Tisch liegt und sich gewohnheitsmäßig angesammelt hat. Das verschwindet oftmals mit dem schrittweisen oder dem plötzlichen Erwachen und dann verändern sich solche Beziehungen, und der Beginn dieser Veränderung wird wahrgenommen als Langeweile. Irgendwie fehlt das Prickeln, das emotionale Feuer, das tiefe, innere Zugehörigkeitsgefühl. Es erscheint einem fad und unlebendig, ein bisschen wie in einem B-Movie.

Und auch das ist wieder völlig schlüssig, denn hat man einmal die Wahrheit geschaut, ist es schwer möglich, sich Glück und Fülle über dieses Außen, über dieses Materielle sozusagen zu holen, weil man geschaut hat, dass da das Glück nicht zu finden ist. Sondern nur in dem, was ich wirklich bin, was ich erkannt habe. Und es ist dann oft so, dass erstmal so eine Art Abkehr stattfindet von dem gewohnten materialistischen Bild. Das verändert sich dann später alles wieder, aber nach dem Erwachens- oder Auf- wachenserlebnis ist das durchaus ein ganz natürlicher Prozess, dass diese Abkehr stattfindet. Langeweile taucht auf, wie eine Leere in einem selbst, wo man doch dachte, dass das Erwachen Fülle bringen würde.

Diese Löcher tauchen dann auf, weil die Anhaftung an das, was man vorher als die einzige Realität wahrge- nommen hat, völlig verschwindet.

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