Vielleicht kennst du dieses innere Ringen: Dein Verstand sagt dir das eine, dein Herz schreit nach etwas ganz anderem – und dein Körper fühlt sich ohnehin schon lange nicht mehr stimmig an. Dieses innere Spannungsfeld begleitet viele Menschen Tag für Tag und hinterlässt eine tiefe Unruhe, die sich nicht so leicht abschütteln lässt. Doch woher kommt das eigentlich – dieses innere Gegeneinander? Warum wirkt es, als gäbe es verschiedene „Instanzen“ in uns, die sich nicht einigen können?
Der Ursprung liegt, wie so vieles, in unserer Kindheit. Als kleine Wesen kommen wir mit ganz klaren Bedürfnissen auf die Welt: Nähe, Geborgenheit, Zuwendung, Nahrung, Wärme. Werden diese erfüllt, ist alles im Gleichgewicht. Es besteht noch keine Trennung zwischen Körper, Gefühl und Verstand. Alles ist eins. Doch sobald eine existenzielle Not auftritt – etwa durch emotionalen Entzug oder Vernachlässigung –, wird etwas in uns aktiviert, das man als Überlebensmechanismus bezeichnen kann. Ein Notfallprogramm, das die Evolution vorgesehen hat, damit das kleine Wesen überlebt. Dieses Programm beginnt damit, dass wir uns innerlich aufspalten: Um mit einer Erfahrung umzugehen, die zu schmerzhaft ist, wird ein Teil in uns verdrängt, abgeschnitten, „abgeklemmt“. Das kann das Gefühl sein, das nicht sein darf, oder ein Körperempfinden, das zu überwältigend ist. Auch Gedanken oder innere Überzeugungen können verdrängt werden. So entstehen getrennte Räume: Ein mentaler Raum, ein emotionaler Raum, ein körperlicher Raum – und oft wirken sie nicht mehr als Einheit, sondern in verschiedene Richtungen.
Als Erwachsene tragen wir diese innere Zersplitterung weiter mit uns. Wir erleben dann, dass wir eine Entscheidung treffen wollen, aber irgendwie „nicht hinterherkommen“. Der Kopf analysiert und wägt ab, doch im Bauch liegt ein flaues Gefühl. Oder das Herz sehnt sich nach Nähe, aber die Gedanken sabotieren jeden Versuch, sich wirklich einzulassen. Diese Unruhe ist nicht einfach nur ein „Stressgefühl“, sie ist ein Ausdruck dieser alten, unerlösten Trennung in uns selbst. Auf dem spirituellen Weg kommt früher oder später der Moment, in dem diese inneren Konflikte wieder auftauchen. Und das ist gut so. Denn erst, wenn sie ins Licht unseres Bewusstseins rücken, können wir beginnen, sie zu erforschen. Es reicht nicht, sie einfach nur zu bemerken – das ist der erste Schritt, ja. Aber es braucht auch liebevolle Aufmerksamkeit. Eine Bereitschaft hinzuschauen, ohne zu analysieren oder „schnell zu heilen“. Sondern mit echtem Interesse: Was ist da in mir? Wie fühlt sich das an? Wo kommt es her?
Und wichtig: Diese inneren Spaltungen lassen sich nicht im Jetzt auflösen, wenn sie in der Vergangenheit entstanden sind. Das ist ein großer Irrtum vieler. Ein „Ach, ich verzeihe mir selbst“ im Hier und Jetzt hilft oft nur kurz – das Muster kehrt zurück. Die Wurzel sitzt tiefer. Sie will in dem Moment erkannt und geheilt werden, in dem sie entstanden ist. Genau dort. Und genau dafür gibt es innere Wege, Werkzeuge, Methoden. Sie helfen, das, was abgespalten wurde, wieder zu integrieren. Dann beginnt etwas zu geschehen: Die Räume, die vorher getrennt waren, beginnen sich wieder zu vereinen. Und das fühlt sich oft nicht spektakulär, sondern vielmehr still, weich und selbstverständlich an. Frieden entsteht.
Doch du musst nicht „alles“ auflösen. Es braucht keine vollständige Reinigung aller Schatten, bevor du zur Ruhe kommst. Die Erfahrung zeigt, dass es eine Art kritische Masse gibt – ein gewisses Maß an Integration, das genügt, damit sich der innere Kurs neu ausrichtet. Wie ein Schiff, das lange im Kreis fuhr, nun aber klar den neuen Kurs kennt. Der Rest kommt mit. Von allein, getragen vom Leben selbst. Wenn du wach wirst zu dem, was du wirklich bist – reines Bewusstsein, still, gewahr, jenseits aller Geschichten – dann beginnt diese Rückkehr zur Einheit. Nicht in einem dramatischen Moment, sondern oft schrittweise, in kleinen Erkenntnissen, die wie Tropfen in dein Bewusstsein fallen. Und in diesem Licht kann sich nichts mehr dauerhaft verstecken. Alles kommt zu dir – in dem Maß, wie du bereit bist, es zu empfangen. Nicht zu früh. Nicht zu spät. In der Ordnung der Liebe.
Solange du Herz und Verstand als Gegenspieler erfährst, lohnt es sich, die Trennung zu hinterfragen. Nicht um sie krampfhaft zu überbrücken, sondern um sie liebevoll zu verstehen. Und in diesem Verstehen kehrt oft die erste Ruhe zurück – ein leiser Anfang eines neuen Friedens.
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