Wenn ein Mensch aus dem tiefen Leid heraus eine Transzendenzerfahrung macht, also quasi eine Kollision mit der Unendlichkeit erlebt, was passiert dann?
Sein Ego, das, was er also für sich selbst hält, für sein Ich, bekommt einen Schock. Wenn das eine kleine, schwache Transzendenzerfahrung ist, erschreckt er sich, vielleicht ist er sogar zu Tode erschrocken. Und wenn es eine große Gipfelerfahrung ist, eine richtige Kollision, dann bekommt er hinterher richtig Angst. Denn man muss sich klar machen, was da passiert. Das Ego, also das Ich, wofür wir uns halten vor dem Erwachen, ist felsenfest davon überzeugt, dass wir selbst existieren in der Form, wie wir uns wahrnehmen und die Welt um uns herum auch.
Wir leben in dieser Zeit so eine Art naiven Realismus. Wir glauben felsenfest daran, dass das, was wir über unsere Sinne vermittelt sehen und erfahren, hören, schmecken und riechen, Realität ist. Das erscheint so absolut sicher, dass es überhaupt keiner Diskussion bedarf. In diesem Umfeld leiden wir jetzt auch. Das heißt, wir haben uns durch unser Karma mitgenommen in dieses Leben, haben uns verstrickt in vielen Problemen und auch tatsächlich so tief, dass wir gar keine Lösung mehr sehen. Vielleicht ist unsere Gesundheit mittlerweile ramponiert, der Arzt weiß auch nicht mehr weiter, wir haben chronische Krankheiten, wir leiden still vor uns hin.
In dieser Situation schlägt der Blitz des Absoluten ein und offenbart uns, dass es eine andere Realität gibt, und diese andere Realität ist so unvorstellbar für unser Ego, für unseren Geist, für unseren Verstand, so unverständlich, dass in dem Moment, wo die Erfahrung endet, zwar der Nachgeschmack, dieser großartige Nachgeschmack übrig bleibt, aber alle Systeme, die in uns sind, sofort wieder anspringen und weiterlaufen wie bisher.
In der Erinnerung ist es eine großartige Erfahrung. Aber was bewirkt diese Erfahrung? Sie verändert auf gar keinen Fall sofort all unser Leid. Unsere Muster. Unsere Gewohnheiten, unsere Prägungen. Was passieren kann, ist im besten Fall ein Riss, ein Riss durch unser bisheriges Glaubens- und Weltbild. Dieser Riss ist schmerzhaft. Deshalb fangen wir sofort an diesen Riss zu kitten, das heißt, wir bauen uns aus unserem normalen Ego eine Art spirituelles Ego. Das heißt, wir behalten unser altes Ego und setzen dem jetzt eine Krone auf. Das heißt, ich war vorher schon Ok mit meinem Ego, und jetzt bin ich natürlich noch besser dran, weil ich die Krone der spirituellen Erfahrung aufgesetzt bekommen habe.
Was wir auf gar keinen Fall tun, ist, dass wir diesen Riss erweitern, dass wir ins Grübeln kommen, was eigentlich mit unserem bestehendem Weltbild los ist. Denn die Erfahrung des Absoluten passt nicht in die Erfahrung unseres relativen Weltbildes. Wer das glaubt, der unterliegt einer Illusion. Die Erfahrung der Transzendenz ist so paradox, so abstrakt, so unverständlich, dass sie nicht integriert werden kann in unser normales, egobehaftetes, relatives Leben.
Im besten Fall kann eine große Gipfelerfahrung eine Art Paradox in unserem Leben erzeugen, ein Entweder-Oder. Ein Dies und Das. Wir leben im Diesseits, glauben weiterhin an unsere ganz normale, naive Realität und fangen an zu glauben, dass es da etwas Höheres gibt. Es könnte sein, dass es da etwas Größeres gibt. Vielleicht kommt uns auch der Begriff Gott in den Sinn, den wir aus früheren Zeiten auch kennen. Den wir als Atheisten in der Regel auch abgelegt haben ohne Nutzen. Dann sagen wir: Ja, ich hab da so eine Erfahrung gemacht, also puh, es könnte sein, dass es da noch etwas Übersinnliches gibt, etwas was irgendwie größer, mächtiger, stärker ist als ich.
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Ludmilla & Roland // Netzwerk-Erleuchtung Berlin