Das Erwachen geschieht durch und mit dem Leben. Gerade die menschliche Erfahrung führt dorthin. Man kann sogar sagen, dass wir ausschließlich durch die menschliche Erfahrung zu dem Gewahrsein unserer wahren Natur vordringen und uns aus dem Kreislauf der Wiedergeburten befreien können.

Man kann jedoch beobachten, dass Menschen oftmals den Wunsch haben den Weg zum Erwachen abzukürzen, sodass sie nicht voll und ganz in dieses Leben eintauchen, um durch dieses Leben letztendlich zu ihrer wahren Natur vorzudringen.

Je nach Motivation, die jemand hat, seine wahre Natur zu erkennen, scheint es unterschiedlich zu sein. Jemand, der aus dem Leid heraus möchte, tendiert eher dazu, den Weg abkürzen zu wollen und das Leben, so wie es ist, nicht ganz annehmen zu können oder zu wollen. Verständlicherweise. Bei Jemandem, der aus der Freude heraus erwachen möchte, mag das anders sein, denn in diesem Fall ist das Leben als solches meist angenommen. Es ist gelebt worden, und eventuell ist es so, dass auf der relativen Ebene kein Mangel erlebt wird und der Wunsch aus einer freien Motivation, aus einem tiefen Wunsch nach einer Rückbindung kommt, einfach weil es der nächste Schritt ist. In diesem Fall scheint das dauerhafte Erwachen leichter zu gehen, bzw. kaum zu verhindern zu sein.

Der Weg kann nicht abgekürzt werden. Man kann ein Loch, was nicht gestopft ist, nicht einfach überspringen mit dem Erwachen. Letztendlich wird sich dieses Loch, dieser Mangel immer wieder melden und sagen Hallo hier ist noch etwas in mir, was noch nicht in Frieden ist. Sodass es gut ist, auf der spirituellen Suche, beides zu machen: die Suche nach deinem wahren Selbst, diesen Wunsch, diese Sehnsucht zu verfolgen, aber gleichzeitig das Leben nicht zu vergessen. Nämlich das Leben, das Erfüllung bringt auf dieser relativen Ebene. Damit stopfst du auf der horizontalen Ebene die Mangelgefühle, die Löcher, die da sind und du wirst unweigerlich irgendwann an den Punkt kommen, wo du den Sprung in dein wahres Selbst leichter machen kannst, weil dich nichts mehr zurückruft. Es ist gut, das nicht zu vergessen, denn es gehört zusammen: Selbsterforschung, die Frage Wer bin ich? und das Leben, wie es für dich selbst ist. Die Erfahrung, die du machst, ist deine Realität, die Erfahrung, die ein anderer macht, ist seine Realität, nicht deine. Und du kannst nur von da aus schauen, wo du stehst, wo deine Realität ist. Von da aus kannst du schauen was dein nächster Schritt ist. Wo im Relativen mangelt es dir? Und ist das ein Mangel, den du auch nur im Relativen im Moment lösen kannst? Denn Erwachen an sich löst grundlegend jedes Mangelempfinden, aber nicht von der Ebene des Relativen, sondern von der Ebene des Absoluten. Nur wirst du nicht dauerhaft in diesem Gewahrsein verweilen können, wenn da noch viele Mangel-Löcher sind auf der Ebene des Relativen, die du nicht vorher durch das Leben mit dem Leben gestopft hast.

Eine Erwachenserfahrung ist jederzeit möglich, aber das dauerhafte Verweilen in diesem Frieden und ein fröhliches, glückliches Leben zu führen, ist nur möglich, wenn du die Löcher, die dich sonst immer zurückrufen in die Welt, auch auf dieser Ebene der Relativität angehst. Vergiss dein Handeln nicht. Denke nicht, dass dein Handeln nicht wichtig wäre, weil du Konzepte gehört hast, es gäbe keinen Handelnden usw. Und es stimmt ja auch, im erwachtem Erleben wird kein Handelnder erfahren. Nur solange das nicht deine Erfahrung ist, ist es für dich nicht von Belang, es ist nicht die Aufforderung jetzt nichts mehr zu tun, und sich nicht mehr um die Belange zu kümmern, die auf der relativen Ebene da sind.

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