Unsere Erfahrung ist, dass alle Menschen, die erwacht sind oder auch auf dem Weg dahin sind, irgendwie geartete Erfahrungen gemacht haben, die ihr Leben verändert haben. Die schwer zu beschreiben sind und die vom Gefühl her, das ganze Glaubenssystem, was vorher mit diesem Ich bin diese und jene Person zum Einsturz gebracht haben. Berichtet wird das von ganz alltäglichen Aufwachenserfahrungen bis hin zu Gotteserfahrungen und auch zu Nahtoderfahrungen. Immer wird etwas erlebt, was so jenseitig, so allumfassend, so überwältigend ist, dass diese Ich-Gefühle, die normalerweise im Alltag vorherrschen, zusammenbrechen. Sie lösen sich auf. Sie existieren nicht mehr. Und in der Regel kehren sie eine Weile nach dieser Erfahrung wieder zurück. Das heißt, das gewohnte Ich-Gefühl entsteht neu. Selbst Menschen, die im Koma lagen für drei Wochen, ohne jegliches Ich-Gefühl, berichten, wie sie langsam wieder entstehen. Also selbst in so extremen Fällen, wo dieses Ich-Gefühl vollständig verloren geht durch diese Erfahrung, baut sich hinterher wieder ein Ich-Gefühl auf. Manchmal wird diese überwältigende Erfahrung sogar völlig vergessen. Ganz oft findet aber nach diesen Erwachens-Erlebnissen so eine Art Transformation statt. Dieses Erlebnis, dieser andere Existenz-Zustand, der erfahren wurde, bleibt bestehen, nicht wie ein prägendes Erlebnis, sondern wie so eine Art Grundrauschen. Es bleibt einfach immer da. Nicht im Sinne eines Traumas, sondern im Sinne eines anderen Bewusstseinszustandes. Z.B. so als wäre eine zweite Person anwesend. Ein Zeuge. Ein Beobachter. Ein zweites Ich. So als wäre man zweimal da. Einmal ganz klar als Ich bin jetzt hier anwesend und existiere, was man früher ja auch gewohnt war und nach dem Erwachens-Erlebnis zusätzlich als eine Art Beobachter des ganzen Geschehens, als würde man sich selbst, während man aktiv ist beobachten. Als würde man hinter sich stehen oder über sich stehen und sich ständig beobachten. Als wäre man zweimal da. Man beobachtet sich selbst, wie man quasi als Schauspieler, als Mensch, als Rolle, als Ich durch das Leben geht. Das ist zum Beispiel so ein Geschehen, was oft berichtet wird von Menschen, die dauerhaft erwachen. So eine Art Präsenz, so eine Art Bewusstseins-Präsenz schaltet sich an und geht nicht mehr weg. Und die eigene Ich-Adresse zieht um. Sie ist einerseits, nach wie vor in diesem Ich bin hier jetzt existent in dieser Welt, und gleichzeitig ist aber diese Zeugen-Erfahrung, die Beobachter-Erfahrung so stark, dass das Ich sich erweitert. Das kleine Ich erweitert sich zu einer Art großen Ich.

Und manchmal kann das Gefühl entstehen, dass man mal in das kleine Ich hineinwechselt und dann wieder in das große Ich, was da als dauernder Beobachter, als Zeugenbewusstsein existent ist. Es kann auch sein, dass beides zusammen als EINS empfunden wird und so ein Gefühl von räumlicher Weite und Unendlichkeit entsteht. Dieses Zeugenbewusstsein geht nicht mehr weg und das Gefühl ist da, als wäre dieses kleine Ich aufgegangen in diesem großen Ich. Das kleine Ich ist sozusagen verschwunden.

Nicht Du bist in der Welt, sondern die Welt ist in dir, ist das Empfinden. Das unendliche, allumfassende Ich, das du bist, beherbergt alles, was darin erscheint, auch du als kleines Ich erscheinst in dir. Und diese Erfahrung bleibt dann dauerhaft vorhanden.

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