Wir betrachten das Ego sehr differenziert und tragen einmal zusammen, was wir als dazugehörig erachten. Dies ist wichtig in der späteren Betrachtung und Selbsterforschung, weil bestimmte Teile des Egos uns im Weg stehen auf dem Weg zum Erwachen und andere Teile aber wiederum benötigt werden, um den Weg zu Ende gehen.
Man könnte zunächst sagen, dass alle individuellen Aspekte eines Menschen, mit denen sich der Mensch identifiziert, zum Ego gezählt werden können. Diese individuellen Aspekte lassen sich grob in zwei Kategorien teilen.
Zum einen kann man sagen, dass das Ego eine Ansammlung von Strukturen, von Prägungen und Glaubenssätzen ist, von Mustern und Überlebensmechanismen, die wir im Laufe der Zeit gelernt und uns angewöhnt haben, die sozusagen unseren Charakter, unsere Art zu leben und wie wir Dinge einordnen, bestimmen. Eine uns eigene Art und Weise, auf Situationen zu reagieren, meist ganz automatisch. Auch Vorlieben und Abneigungen gehen daraus hervor. Diese Ansammlung von Merkmalen sozusagen, von denen du meinst, dass sie Du seien. Ein Gedankenkonstrukt über dich selbst, ein Selbstbild, ein Weltbild. Das gehört alles zum Ego dazu. Die als Realität erfahrene, begrenzte Person, von der so oft gesprochen wird, könnte man als Ego bezeichnen. Die Person, die bestimmte Merkmale aufweist, die ein bestimmtes Selbstbild hat und dieses Selbstbild lebt. Und die normalerweise davon ausgeht, dass sie ausschließlich dieses Selbstbild ist. In dieser ersten Kategorie sind es in erster Linie Muster und Prägungen usw., die deinem Überleben gedient haben, die dir sehr nützlich waren und die du dir gemerkt hast. Sie sind in deine Zellen eingeprägt und in deinen Habitus übergegangen als positive oder auch als negativ erfahrene Strukturen, die dir meist gar nicht bewusst sind, nach denen du aber immer wieder agierst. Sie helfen dir dich in der Welt zurechtzufinden. Eine Art Realitätsgewissheit, die deine wahre Natur überlagert.
Die zweite Kategorie könnte man als das individuelle, mitgebrachte Wissen bezeichnen, aus der Kontinuität deines Seins mitgebrachte Informationen und wahre Erkenntnisse, die auch zu deiner Individualität zählen. Man könnte es als das reine Ego bezeichnen, oder als der individuelle tiefe Seelenimpuls, dein wahres Wissen. Es ist das Wissen, das dir den Weg zum Erwachen weist. Dies hat weniger mit unerlösten Mustern und Prägungen zu tun, die auf einem Irrtum des Intellekts beruhen, sondern vielmehr mit einem Seelenwissen, was auf Wahrheit beruht.
Nun gibt es aber noch etwas, was jeder Mensch hat. Das ist das Ego-Bewusstsein oder Ich-Bewusstsein. Das ganz sichere Gefühl, dass du bist. Das ganz sichere Gefühl, dass du in der Welt bist. Wo sonst? Und natürlich alle Glaubenssätze, die damit verknüpft sind, die da dranhängen. Du glaubst, dass du z.B. eine Person bist mit einem Namen und dass du ein bestimmtes Alter hast. Dass du geboren bist, dass du sterben wirst. Du glaubst, dass du in dieser Welt bist. Das Ich-Bewusstsein, die Gewissheit, die ganz große Gewissheit, dass das genauso ist. Der Bereich, wo wir hinwollen, wenn wir von Erwachen sprechen, ist der Bereich, wo das allerdings überhaupt keine Rolle spielt. Jetzt ist die Frage: Wie kann man sich diesen Bereich vorstellen? Der Bereich, der offensichtlich kein Ort ist, der keine Zeit hat und irgendwie immer mit dem Begriff Bewusstsein in Verbindung gebracht wird. Ist Erwachen einfach nur ein anderer Bewusstseinszustand? So etwas wie eine Art Erkenntnis mehr? Dass da mehr ist als nur dieses Ich bin in der Welt mit all meinen Angewohnheiten und persönlichen Strukturen? Demnach wäre das Ego noch mehr als einfach nur diese Ansammlung von Strukturen und individuellen Informationen, nämlich dieses Ich-Bewusstsein, das Ich-bin-Bewusst- sein: Ich bin ganz sicher, dass ich existiere. In dem erwachten Zustand, zu dem wir alle hinwollen, wenn wir spirituelle Sucher sind, ist ein Bereich, wo es dieses Ego nicht mehr gibt. Auch dieses Ich-Bewusstsein ist da verschwunden. Damit ist auch die Frage schwierig, wer denn da eigentlich erwacht? Ohne eine Anknüpfung an diese Ich-Gewissheit, kann ja auch niemand sagen Ich bin erwacht. Erwacht-Sein. Der Mensch wechselt von dem Zustand der Ich-Binheit zu dem Zustand des Erwacht-Seins? Diese ganzen Wörter und diese ganzen Begriffe und diese ganzen Fragen werden uns immer wieder gestellt. Es ist auffällig, dass da ganz individuelle Vorstellungen herrschen. Und das wollen wir ein wenig ins rechte Licht rücken. Das Erwacht-Sein.
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